Giebichenstein

Aus Stadtgeschichte Halle
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Namensgebung und Bedeutung des Ortes Giebichenstein

Die Bezeichnung von Giebichenstein ist ungeklärt, vermutet wird die Namensgebung durch die Warnen im 4. Jhd als Ableitung von „Gibiko“ = dem lieben Geber (Koseformvon Geber). In dieser Zeit fällt auch die Vergeistlichung von Wodan zu einem friedlichen, Reichtum und Gelingen spendeten Windgott [1], er wird zum Inhaber der höchsten geistlichen Kräfte (Merseburger Zaubersprüche), der alles Gute und Wünschenswerte schenkt. Stein stellt als gängige Bezeichnung einer Opferstätte. die göttliche Stellung „des Gebenden“ heraus. Giebichenstein (civitas Giebichenstein) war das politische und wirtschaftliche Zentrum des frühen Siedlingsraumes. („Halle“ bestand zu dieser Zeit aus mehreren Siedlungskernen). Auf Giebichenstein sind fast sämtliche Urkunden des 10. und 11. Jahrhunderts bezogen, so auch die Marktprivilegierung von 987. Im 11. Jahrhundert scheint Halle durch den Beginn der Ausbeutung der reichen Solequellen im “Tal“ rasch an wirtschaftlicher Bedeutung gewonnen zu haben. Hierauf deutet auch die erste Nennung von Kaufleuten aus Halle im 11. Jahrhundert hin. In der Folgezeit entwickelt sich der Ort zur Stadt. Das politische Zentrum im Raum Halle bleibt aber bis weit über das 11. Jahrhundert hinaus die Burgsiedlung Giebichenstein[2]. Das Amt Giebichenstein war das wichtigste im Herzogtum Magdeburg und vielleicht auch in sämtlichen preussischen Staaten [3]. In den folgenden Jahrhunderten verschiebt sich das politische Zentrum mehr und mehr nach Halle [4].

  1. Der Giebichenstein als Gesamtburg. Schultze-Gallera, 1933 S. 8
  2. Die Topographie von Halle (Saale) im Mittelalter. Volker Herrmann
  3. Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Halle im Magdeburgischen, Grottkau Verlag 1788, S. 194
  4. Schwarze Neuß, 1996, S. 31

Besiedelungsgeschichte im Überblick

Stein- und Bronzezeit

Der Archäologische Befund auf dem Areal der Burg Giebichenstein (Ausgrabungen an der Unterburg (1985) und Oberburg (1961-1970)) weisen auf eine intensive Besiedelung in der späten Bronzezeit (1800 v. Chr.) und frühen Eisenzeit (1200 v. Chr.). Dies ist belegt durch entsprechende Funde von Keramik, Tierknochen, Siebgefäßreste, Briquetage, Spinnwirtel in dem Burgareal, es wurden in den untersuchten Bereichen aber keine Hinweise auf eine speziell kultische Nutzung des Platzes gefunden. In diese Zeit gilt bereits eine frühe Nutzung der Salzquelle Wittekind als wahrscheinlich [1]. Das Gebiet war zudem sehr frucntbar (Lößböden), besaß viele Bodenschätze wie Silex, Felsgestein, Lehm und Ton [2].

Zeit der Kelten

Angus Konstam aus "Atlas der Kelten" [1]

Es ist sehr wahrscheinlich dass die Kelten den Namen der Stadt Halle (Stätte der Salzgewinnung, hal=Salz/Salzlager) und des Flusses Saale (Salzfluss, saile=Salzwasser) prägten, wenn sich auch keine Spuren für eine keltische Siedlung belegen lassen [3]. Es wird jedoch diskutiert, dass die heutigen Halloren Kelten waren und auch die Burg eine erste Festung der Kelten gewesen sein kann: „Prof. Horst Claassen vom Institut für Anatomie und Zellbiologie der Uni Hall): „Der Gedanke liegt nun nah, dass der keltische Einfluss bis Sachsen-Anhalt reichte. Die Kelten selbst haben den Salzabbau beherrscht und vielleicht sogar erfunden. Sie waren dann die ersten in Halle“, Selbst die Burg Giebichenstein könnte keltischen Ursprungs sein und als Bollwerk gegen die Germanen gedient haben. Die Burg gleiche jedenfalls stark der Festung Marienburg in Würzburg, die nachgewiesen aus dieser Zeit stammt [4]. Bemerkung: Kulturelle Elemente der Hallstatt-Zeit (800 - 480 v. Chr.) ist eine soziale Elite, deren Macht und Reichtum, sich auf Besitz von wirtschaftlichen Ressourcen und Rohstoffquellen sowie auf die Kontrolle des Handels mit Waren aller Art gründet[5]. Der Name Halloren stammt von hallones (=Halleute,Hallvolk)[6]

  1. Die Entwicklung von Halle (Saale) im frühen und hohen Mitelalter. Volker Herrmann. Veröffentlichung des Landesamtes für Archäologie.
  2. Die Entwicklung von Halle (Saale) im frühen und hohen Mitelalter .Volker Herrmann. Veröffentlichung des Landesamtes für Archäologie.S27
  3. Ueber die Halloren, als eine wahrscheinlich keltische Colonie, den Ursprung des Halle'schen Salzwerkes und dessen technische Sprache. Ch Keferstein1843. S. 21- 22.
  4. Ueber die Halloren, als eine wahrscheinlich keltische Colonie, den Ursprung des Halle'schen Salzwerkes und dessen technische Sprache. Ch Keferstein1843. S. 21- 22.
  5. http://home.arcor.de/joachim.weiser/keltenkultur/epochen/hallstatt-zeit.html
  6. Thür.-Sächs. Zeitschrift f. Geschichte der Kunst XVIII S. 92, Bernhard Sommerland, Das alte Halle, Aus den Schriften von Siegmar von Schultze-Gallera zusammengestellt und herausgegeben von Erich Neuß, Köhler & Amelang zu Leipzig, S.20

Zeit der Germanen

Karte der Germanischen Stämme um 100 n. Chr. (ohne Skandinavien) .

Vermutlich lassen sich 4. Jh. v. Chr Germanen (v.a. der Stamm der Hermunduren) nieder und werden erst im 3. Jhd. von den Warnen (ebenfalls ein germ. Stamm) verdrängt. Es gibt jedoch keine archäologischen Nachweise über Besiedelung des heutigen Burgareals Giebichensteins während der römischen Kaiser- und Völkerwanderungszeit[1]. Dies evtl. ist auf eine geringe Siedlungsdichte zu deuten.

  1. Der Giebichenstein in Halle (Saale). Neue Erkenntnisse zur prähistorischen Besiedlung und zur mittelalterlichen Baugeschichte. Thorsten Schunke und Mario Küssner

Waren die Römer in Halle?

Eine Wallburg in Bereich des Bergrückens beim Amtsgarten gilt als wahrscheinlich[1]. Hier gab es zahlreiche Funde von römischen silbernen und kupfernen Münzen[2]. Aber auch „metallene Zierrate, Hals- und Armringe, …Pferdegebisse, verrostete Klingen von Messern und Spießen,, auch irdene und steinerene Gefäße, …“. dies spiegelt auch die Namensgebung wieder: Römerberg, Römerschanze. Es ist bekannt, dass der germanische Stamm der Hermunduren mit den Römern intensiven Handel trieben[3]. Es gibt eine Sage die den römischen Feldherr Drusus mit dem Namen der Burg verknüpft: Der römische Feldherr kam mit seinem Herr bis an das Ufer der Saale. Am Fuße eines hohen Felsens ließ er das Heerlager aufschlagen (= Zelte für die Armee aufstellen). Eines Abends stieg Drusus auf den Felsen. Er überlegte, wo er eine Brücke über die Saale bauen könnte. Plötzlich trat eine riesige Frau auf ihn zu. Mit zornigem Blick rief sie: „Geh weg vom Stein! Dein Leben ist mein kommst nimmer heim!“Drusus erschrak. Am Morgen ließ er das Heerlager abbrechen. Eilig zog er mit seinen Soldaten von der Saale weg. So eilig hatte er es, dass sein Pferd stürzte. Drusus brach sich ein Bein. Die Wunde heilte nicht; nach dreißig Tagen war er tot. Die Riesenfrau hatte Recht behalten: er kam nicht mehr nach Hause. Von dem geheimnisvollen Spruch: „Geh weg vom Stein“ erhielt der Felsen den Namen „Giebichenstein“.

  1. Der Giebichenstein als Gesamtburg. Schultze-Gallera, 1933 S. 4
  2. Dreyhaupt II S. 848
  3. Die Entwicklung von Halle (Saale) im frühen und hohen Mitelalter .Volker Herrmann. Veröffentlichung des Landesamtes für Archäologie. S.27

Zeit der Franken

  • Nach der Zeit des thüringischen Reiches (bis 531 n. Chr.) fällt das Gebiet zunächst an die Sachsen. Es wird berichtet, dass die Herrscher aus den Bewohnern der Bug Giebichenstein ihre 12 Tetrarchen gewählt haben: „Ehe Karolus M. die Sachsen bezwang haben selbige aus diese Gegend mitbewohnt und soll Giebichenstein (alte Burg) seine eigenen Herren gehabt haben, die in solchem Ansehen gewesen, dass die Sachsen aus ihnen ihre 12 Tetratchs, die sie jährlich zu erwählen pflegen mitgenommen hätten.“[1]
Die Expansion des Frankenreichs von 481 bis 814 .
  • Seit Zerfall des thüringischen Reiches (531 n. Chr.) Vormarsch der Franken unter Childebert. Gallera berichtet dass hohen Tributforderungen an die Wariner (ein germ. Stamm) 595 n. Chr. zu einem Aufstand gegen die Franken führten, der eine fast völligen Vernichtung der Wariner nach sich zog[2]. Dies ermöglichte eine Besiedelung durch Slawen (Sorben), v.a. im südlichen Teil (das ist das heutige Halle). Den Slawen gelang es im 7. und 8. Jh. die Elbe wie auch die Saale zu überschreiten und an deren Ufern Befestigungen anzulegen[3]. Sie wurden erst durch die Franken (Karolinger) im späten 8. Jh. über die Saale zurückgedrängt.
  1. Dreyhaupt II 848
  2. Der Giebichenstein als Gesamtburg. Schultze-Gallera, 1933 S. 13
  3. http://www.lda-lsa.de/zeitstrahl/

Zeit der Ottonen

  • archäologische Funde aus dem 7. bis 10. Jahrhunderts deuten auf mehrere frühmittelalterliche Siedlungskerne: im Tal (das ist der Altstadtkern Halles), in der Unterburg und auf Lehmanns Felsen. Im Bereich der „Alten Burg“, dem möglichen Standort der in ottonischen und salischen Schriftquellen sowie in der Chronik von Thietmar von Merseburg belegten Reichsburg, reichen die Funde mindestens bis in das 10. Jahrhundert zurück[1].
  • 780 Anlegen zweier Kastelle entlang der Saale (bei Magdeburg und Halle), durch Karl des Großen (768-814), siehe schwarze Burg. Das Herzogtum Sachsen wird in das Frankenreich eingegliedert. Gemeinsame Vorstöße gegen die Slawen führt 834 n. Chr. zur Zerstörung der Hauptburg der Coledizier - heute Cösitz im Landkreis Köthen.[2]
  • Ende 9. Jhd: Gebiet unter der Oberherrschaft des thüringischen Herzogs Burkhard (Kastell Halle, Kastell Giebichenstein, Salzquellen), Er residierte in Merseburg. Durch Einfall der Sachsen werden die beiden Burgen stark zerstört. Burkard fällt im Kampf. Einfälle der Ungarn[3].
  • 919 wurde Heinrich I als Sachse König über das ostfränkisches Reich. Er musste sich gegen die Raubzüge der Ungarn sichern und baut daraufhin viele Burgen aus, auch das heutige Giebichenstein. Sie galt (auch wegen der Solquelle) als Hauptburg im Gau Neletici. Auf ihr finden die Märkte und militärischen Versammlungen statt, ist oberstes Blut- und Kriminalgericht und bis 982 war Halle Giebichenstein unterworfen. Größe des Gaus Neletici: Süden: die weiße Elster, Norden: Götsche über Nehlitz bis Strengbach, Osten: Strengbach, Westen: Saale.
  • Otto I. übernahm 936 n. Chr. die Regentschaft über das ostfränkische Reich. Er gründete 937 das Maritiuskloster zu Magdeburg und schenkte dem Kloster im Jahre 961 den Ort Giebichenstein mit den umliegenden Ländereien und mit der Salzquelle [4]. Die Oberburg blieb Reichsburg. Der Merianstich läßt hier noch Reste von Befestigungsanlagen erahnen (Abb. 4). Die im Hintergrund abgebildete Oberburg scheint hingegen erst im Laufe des 11. Jahrhunderts und dann wohl als erzbischöflich Magdeburger Burgsitz ausgebaut worden zu sein[5].
Kupferstich von Caspar Merian (1637) zeigt Teile der alten Burganlage.
  • Das civitas Giebichenstein war auf dem Gelände der heutigen Unterburg. Schriftliche Überlieferung für den Raum beziehen sich fast ausschließlich auf den Ort Giebichenstein, der als Burgort mit reichen Solequellen und ausgestattet mit Zoll, Bann und Münze genannt wird[6]. Halle taucht im Gegensatz dazu erst im Jahr 1064 in Zusammenhang mit einer Beurkundung Heinrichs IV. in den Schriftquellen auf. Im 11. Jahrhundert werden auch erstmals ausdrücklich Kaufleute aus Halle erwähnt und erst im Jahr 1177 wird der Ort explizit als Stadt genannt.
  1. Die Entwicklung von Halle (Saale) im frühen und hohen Mitelalter.Volker Herrmann. Veröffentlichung des Landesamtes für Archäologie.
  2. http://www.lda-lsa.de/zeitstrahl/
  3. Der Giebichenstein als Gesamtburg. Schultze-Gallera, 1933 S. 13
  4. Der Giebichenstein als Gesamtburg. Schultze-Gallera, 1933 S. 14-18
  5. Die Topographie von Halle (Saale) im Mittelalter. Volker Herrmann
  6. Die Topographie von Halle (Saale) im Mittelalter. Volker Herrmann

Vom Mittelalter bis heute

  • Im Jahre 968 wird Magdeburg Erzbistum wodurch eine enge Verknüpfung des Giebichenstein mit dem Erzbistum entsteht, es wird erzbischöflicher Verwaltungssitz. Die nächsten Jahrhunderte sind geprägt von einem ständiger Kampf zw. Stadt Halle (der Pfännerschaft) und dem Erzbistum. Aufgrund des wirtschaftliche Aufschwungs Halles im 13. Jhd. und den Bau der Moritzburg als „Zwingfeste“ 1487-1523 (Besetzung der Stadt durch Erzbischof Wettin, Calber Landtag 1479: Halle verliert seine Unabhängigkeit vom Erzbistums) verliert Giebichenstein zunehmend seine politische Bedeutung. (Die Zeit der Erzbischöfe ist ein eigenes Kapitel und wird noch gesondert bearbeitet werden)
  • Nach dem Bau der Moritzburg blieb die Burg Giebichenstein nur noch als Amtssitz von Bedeutung. Ursprünglich wurde von hier aus der gesamte erzbischöfliche Grundbesitz im Saalkreis verwaltet.
Größe des Amtes Giebichenstein.
  • 17. Jh. erneute Beginn einer Blütezeit für das Amt Giebichenstein mit zahlreichen Umbauten der Unterburg. Die Oberburg wird lediglich als Steinbruch verwendet. Anlage des Amtsgartens[1].
Ältester Stadtplan von Halle.
  • 1756-1763 Jh. Große Verwüstungen durch den siebenjährigen Krieg, zahlreiche Gebietsabgaben.
  • Im Jahre 1785 ist das Amt Giebichenstein immer noch das größte im Herzogtum Magdeburg. Neben dem Ort Giebichenstein gehören ihm die Vorwerke Seeben, Kröllwitz, Gronau und Niedleben sowie drei Mühlen. Seiner Gerichtsbarkeit unterstanden die Städte Glaucha, Neumarkt, Könnern und Löbejün sowie insgesamt 57 Dörfer, die in fünf Pflegen, die Heidepflege, die Holz- oder Auenpflege, die Osmündische Pflege, die Oppinsche Pflege und die Götschauer Pflege, eingeteilt waren[2].
  • Im 19 Jh. wird der Amtsgarten wird zu einem Naturpark mit Burgruine. Er wird zu einem bedeutenden Ort für die deutsche Romantik (es kamen Eichendorff, Brentano, Fourqué, Novalis von Arnim. Tiek, Wackenroder)
  • 1813: Giebichenstein wird des Amtes enthoben und unter die preußische Krone gestellt (der Komplex umfasste ursprüngl. 9000 Morgen (2.3 ha) Acker, Wiesen, Wieden, Waldungen, 1900: nur noch 2677 Morgen)
  • Am 6.6.1906 Ankauf der Oberburg Giebichenstein und des Amtsgartens durch die Stadt Halle (für 135 000 Mark)[3]
  1. Der Giebichenstein als Gesamtburg. Schultze-Gallera, 1933 S. 68ff.
  2. Das Amt Giebichenstein. http://recherche.lha.sachsen-anhalt.de/Query/detail.aspx?ID=4963
  3. Richard Robert Rive, Beiträge zum Wirken des halleschen Oberbürgermeisters 1906-1933, fliegenkopf verlag, S. 188


Spezielle Orte

Das Schwarze Schloss/ das Frankenkastell

Im Jahre 806 wird die Region Teil des fränkischen Reiches von Karl der Großen. Dieser baut ein Kastell zur Sicherung der Grenze, da in dieser Zeit das heutige Halle im Grenzgebiet zwischen dem fränkischen Reich und dem sorbischen Siedlungsraum lag (sog. „Limes Sorabicus“). Die Saale ist der Grenzfluss. Über die genaue Lage des Kastells streiten sich die Wissenschaftler, noch dazu, weil bisherige Ausgrabungen keinerlei Anhaltspunkte lieferten. Man vermutet das Bauwerk auf den Anhöhen der Marktkirche, auf dem Martinsberg, in Giebichenstein oder auf dem Domplatzgelände. Folgende Grabungen fanden dazu bereits statt: 1912/13 im Hof der Moritzburg, 1924 am Stadtgottesacker, 1934 auf der Strohhofinsel, 1962 und 1964 im Umfeld des Domes, 1963 im Bereich von Moritzkirchhof[1]. Armin Stein beschrieb, wie die Franken als sie die Slawen besiegten, diese zum Bau des Schwarzen Schlosses zur Arbeit versklavten[2]. Der Stein dunkelte nach, daher der Name „Schwarzes Schloss“.

  1. Die Topographie von Halle (Saale) im Mittelalter. Volker Herrmann
  2. Die Stadt Halle an der Saale in Bildern. Armin Stein. Verlag von Eugen Strien. 1901

Der Felsen Giebich

  • Sage über die goldene Ente in Giebichenstein[1] Von der Moritzburg in Halle führt ein unterirdischer Gang nach Giebichenstein, an dessen Ende eine goldene Ente mit drei goldenen Eiern sitzt. Doch wo der Gang ausmündet, weiß man nicht, sonst wäre man dort schon lange hinabgestiegen und hätte sich den Schatz geholt; von Halle aus aber bis ans Ende des Ganges zu gehen, hat noch Niemand vermocht, weil der Gang zu finster ist. Drei Hallorenweiber machten sich einst auf, die Ente zu suchen. Sie nahmen eine Lampe mit und banden am Eingange des unterirdischen Weges das Ende eines Knäuels an, den sie beim Fortgehen immer weiter abwickelten, um den Weg zurückzufinden. Als sie jedoch etwa den dritten Theil des Weges gegangen sein mochten, erlosch die Lampe und sie mußten umkehren. Zum Andenken werden ihre Kamisole noch jetzt von den Halloren in der Sacristei der Moritzkirche aufbewahrt. (Bem. So eine Sage kann ein Hinweis auf eine geistlichen (kultischen) Ort sein und ist auch in der Verbindung zur Moritzburg interessant, Unterirdische Gänge in Sagen können auf eine Funktion als sakrales Landschaftszentrum hindeuten [2]
  • Im 12. Jahrhundert wurde auf dem Felsen die Burg Giebichenstein erbaut. Sie diente den Erzbischöfen von Magdeburg als Residenz. Aus dieser Zeit stammt die Sage von Ludwig dem Springer, dem Landgrafen von Thüringen, der in der Burg gefangengehalten wurde und durch einen Sprung in die Saale, bei dem er von seinem Mantel getragen wurde, aus der Gefangenschaft entwich.
  1. Sagenbuch des Preußischen Staates 1–2, Band 1, Johann Georg Theodor Grässe, Glogau 1868/71, S. 304-305.
  2. Versunkene Heiligtümer. http://www.geomantie.net/article/read/5431.html

Burganlage Giebichenstein

Burgareal Giebichenstein
Rekonstruktion der Burganlage (Oberburg)
  • evtl. bereits Burg- oder Wallanlage in germanischer Zeit[1]
  • Unterburg diente als Urnengräberfriedhof (1907[2], Funde ungesichert)
  • Der Bereich der „Alten Burg“ wird als mögliche Standort der in ottonischen und salischen Schriftquellen sowie in der Chronik von Thietmar von Merseburg belegten Reichsburg angenommen[3]
  • 1012 erste Erwähnung einer Kapelle die nicht lokalisiert werden kann (im Ort oder in der Burganlage Giebichenstein). Bartholomäus wurde erst 1290 erwähnt[4]
  • Fund von römischen Münzen im Bereich des Schloßgartens[5]
  • Nutzung als Gefängnis (Zeit der Erzbischöfe)
  • Zerstörung die Burganlage auf dem Felsen im 30-jährigen Krieg durch Schweden[6]
  • 1637 Brand, danach diente die Ruine als Steinbruch, nur der Turm blieb erhalten (wegen der Uhr)
  • Die Burgruine wurde später zu einem bedeutenden Ort für die deutsche Romantik.

Gefängnis: Der Turm diente als Gefängnis, wichtige Gefangene waren[7]

  • 1014 Ezelin, der im kaiserlichen Heer Aufruhr anstiftete
  • Der Markgraf Heinrich von Schweinfurt
  • Herzog Ernst von Schwaben
  • Gottfried den Bärtigen, Herzog von Oberlothringen

Sitz der Erzbischöfe[8] (wird extra behandelt)

  • Erzbischof Adalgot gründet 1116 des Klosters und Augustinerstiftes Neuwerk. Er war fromm und gütig, lud hallesche Bürger auf die Burg ein spendete aber auch den Armen reichlich, wurde als spukender Mönch über viele Jarhunderte in der Unterburg „gesehen“

Die alte Burg: karolingisch bis ottonisch-salisch, diese lag auf dem Hügel gegenüber dem Felsensporn der Oberburg und zwar dort, wo heute der Amtsgarten (auf dem “Römerberg”) liegt. Die Burg wurde im Zuge von Heinrich I. Burgenorganisation verstärkt und blieb auch lange noch Reichsburg, während die Civitas und die neue Burg „auf dem Stein“ an den Magdeburger Erzbischof ging. Die alte Burg fiel evtl. der Burgenzerstörungwelle nach dem Sieg der Sachsen am Welfesholz 1115 zum Opfer.

Die Oberburg wurde weiter ausgebaut. Gärtnerische Umgestaltung des Gebietes der alten Burg im 18./19. Jahrhundert mit Fund von römischen Münzen (?), keine wiss. Auswertung der Funde. Nach 1740: Ochs von Ochsenberg lässt ein Lusthaus errichten. Die Oberburg auf dem Felsensporn über der Saale, romanisch-gotisch, heute in Ruinen. Ausbau der ersten Burganlage Ringmauer, Torturm, Wohnturm, und Kapelle sowie Versorgungsgebäude in der Zeit von 968 bis 1018.

Die Unterburg, ursprünglich wohl Civitas und später zur Renaissance-Festung ausgebaut. Zusammen mit der Oberburg Residenzburg der Erzbischöfe von Magdeburg bis zur Errichtung der Moritzburg (1484-1517) in Halle.

  1. Topographie Halle, Schultze Gallera
  2. Der Giebichenstein als Gesamtburg. Schultze-Gallera, 1933
  3. Die Topographie von Halle (Saale) im Mittelalter. Volker Herrmann
  4. Die Entwicklung von Halle Saale im frühen und hohen Mittelalter. Volker Hermann.2001. S. 121
  5. Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Halle im Magdeburgischen, Grottkau Verlag 1788
  6. Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Halle im Magdeburgischen, Grottkau Verlag 1788
  7. Das alte Halle, Aus den Schriften von Siegmar von Schultze-Gallera zusammengestellt und herausgegeben von Erich Neuß, Köhler & Amelang zu Leipzig, S.171
  8. Das alte Halle, Aus den Schriften von Siegmar von Schultze-Gallera zusammengestellt und herausgegeben von Erich Neuß, Köhler & Amelang zu Leipzig, S.175

Der Amtsgarten[1]

  • 1718 erste Gartenanlage zum Oberamtmann J. Chr. Lohse, später Erweiterung durch Hartwig Schmidt
  • 1740-1750 J. Chr. Ochs ist der eigentliche Schöpfer des Schloßparks: Ausdehnung auf Schloßgraben und Schlossberg, Anlegen von Orangerie, Springbrunnen, Schwanenteich, Lustgarten, Lusthaus auf Römerberg und auf Klausbergen, Obst und Küchengärten
  1. Das alte Halle, Aus den Schriften von Siegmar von Schultze-Gallera zusammengestellt und herausgegeben von Erich Neuß, Köhler & Amelang zu Leipzig, S.152

Der Reichardtsgarten/Bürgerpark[1]

  • ursprl. gehörte das Gelände einer alten Ökonomie (Scheunen, Stallgebäude, Gemüsegarten, …), Schützenhaus
  • der Hof hieß im Volksmund das Kloster, vermutl. ein Klosterhof des Klosters Neuwerk namens Brunnstein, später wechselnd in Besitz der Bürger und des Erzbischofs
  • wurde berühmt als Halles schönster Park, Eichendorff schrieb: “Völlig mystisch erschien dar vielen der Garten mit den schönen und geistreichen Töchtern….“ Das Ende: 1806 Eintreffen der Franzosen nachdem das Treskowsche Regiment geschlagen war
  • nach dem Tod von Reichardt (1817) versteigert an Amtrat Bartel, danach verschiedene Besitzer bis 1902 Ankauf durch die Stadt Halle.
  1. Das alte Halle, Aus den Schriften von Siegmar von Schultze-Gallera zusammengestellt und herausgegeben von Erich Neuß, Köhler & Amelang zu Leipzig, S.160

Reilsberg[1]

  • höchste Erhebung (130 m ü NN), nur Galgenberge mit 136 m höher
  • auf der Kuppe ein großes steinzeitl. Hügelgrab von einem Häuptling o.ä.
  • Begräbnisstätte: weitere zahlreiche Gräber aus der Stein und Bronzezeit, Hallstattperiode, Erd wie auch Feuerbestattungen
  • Weinberg (Giebichensteiner Weißer und Roter) wurde durch das Kloster Neuwerk angelegt, bester Weinberg der Erzbischöfe
  • Im Jahre 1408: hallische Bürger stürmen in der Auseinandersetzung mit Erzbischof Günther den Weinberg und „fraßen die Beeren ab“
  • wurde 1803 Reil geschenkt, der einen Park daraus machte, baute eine Villa, eine steinerne Pyramide, das als Denkmal für die (nie stattgefundenden) preußischen Siege dienen sollte, wurde 1813 in dem alten Steinzeitgrab bestattet
  • ab 1901 Zoo
  1. Das alte Halle, Aus den Schriften von Siegmar von Schultze-Gallera zusammengestellt und herausgegeben von Erich Neuß, Köhler & Amelang zu Leipzig, S.177


Glaube und Christianisierung

  • Frühe Eisenzeit (500 v Chr. – Christi Geburt): Germanen (vorwiegend Hermunduren, aber auch Chatten, Cherusker, Sueben) mit obersten Gott Tiuz.

Tius: Gott des Lichtes, das Symbol ist das Schwert (im griech. Zeus, lat. Jupiter und Mars), es ist der dritte Gott, dem der Dienstag geweiht ist. Es ist ein Kriegsgott, ein allwaltender Gott, dem alles unterworfen ist. Das Nationalheiligtum ist der Semnonenwald, der nur gefesselt betreten werden durfte[1].

  • Der Tiuskult wurde in der Zeit nach Chisti Geburt durch den Wodankult verdrängt. Während Tius nur in Außnahmefällen Menschenopfer gebracht wurden, wurden Wodan (entspricht in etwa nordgerm. Odyn) regelmäßig Menschenopfer gebracht, in der Regel durch Hängen (Galgen) und Speeren[2]

Wodan: Kriegs- und Totengott, als ein Gott der Dichtung und Runen, der Magie und Ekstase mit deutlich dämonisch-schamanistischen Zügen, wird der Mittwoch geweiht

  • Gott als Wunschgott Um das 4. Jh.: Vergeistlichung von Wodan zu einem friedlichen, Reichtum und Gelingen spendeten Windgott [3], er wird zum Inhaber der höchsten geistlichen Kräfte (Zauberei und Heilkunst --> Merseburger Zaubersprüche), der alles Gute und Wünschenswerte schenkt. In seiner Heilfertigkeit wird er hier über andere Götter gesetzt, so daß dies eine seiner wichtigsten Eigenschaften gewesen sein mag[4].
  1. Handbuch Der Deutschen Mythologie Mit Einschluss Der Nordischen. Karl Simrock
  2. Altgermanische Religionsgeschichte. Richard M. Meyer
  3. Der Giebichenstein als Gesamtburg. Schultze-Gallera, 1933 S. 8
  4. de.wikipedia.org/wiki/Merseburger_Zauberspr%C3%BCche

Legende über den Ludwig der Salier (Ludwig der Springer)

Die Sage[1]: Graf Ludwig saß lange auf Giebichenstein, denn der Kaiser war außer Landes, und niemand anders konnte und durfte den Grafen richten wie der Kaiser selbst, obschon sich von diesem nicht viel des Guten in dieser Sache zu versehen war. Zwei Jahre und acht Monate waren schon über dieser Haft dahingegangen, und der Gefangene blickte kummervoll aus einem Turmgemache, darinnen ihn sechs Ritter täglich bewachten, in den Saalgrund, über welchem, auf steil emporgegipfelte Felsen gebaut, Burg Giebichenstein sich erhob. Da nun Graf Ludwig vernahm, der Kaiser wolle ihn hinrichten lassen ob seiner Tat am Pfalzgrafen, ward ihm bange, und er begann sich für krank auszugeben und bat, daß sein Schreiber zu ihm gelassen werde, er wolle sein Seelgeräte aufrichten und sein Haus bestellen, auch einen Diener forderte er, den an sein Gemahl Frau Adelheid zu entsenden. Und als ihm dies gestattet wurde, gebot er heimlich dem Diener, an einem gewissen Tage, wenn er das Seelgeräte abzuholen komme, zu bestimmter Stunde mit seinem weißen Hengst, der Schwan genannt, drunten am Saalufer zu harren, auch das Roß wie zur Schwemme in den Saalstrom zu reiten. Hierauf klagte sich der Graf ernstlich krank, das währte mehrere Tage, und er machte auch sein Testament und ließ sich sein Sterbehemde bereiten und mehrere Mäntel bringen, dieweil ihn friere; in diese hüllte er sich und wankte am Stabe im Zimmer auf und ab, während seine sechs Wächter sich die Zeit mit dem Brettspiel vertrieben. Da es im Steingemache noch sehr kühl war, draußen aber die Sommersonne des Augustmonats warm schien, so lehnte sich der kranke Graf in das große Bogenfenster, das er geöffnet, und wärmte sich – und da er drunten den Diener zu Roß nebst seinem Schwan in die Saale einreiten sah, auch zwei Fischernachen, die mitten im Strome hielten, so war er plötzlich nicht mehr krank, sondern mit einem Satz im Fenster, und mit einem zweiten außerhalb des Turmes, und mit wenigen Schritten ganz vorn am Felsenvorsprung, und mit dem Rufe: Jungfrau Maria! Hilf deinem Knechte! sprang er vom Felsen gerade herab in den Strom. Die Mäntel umgaben ihn wie ein Rad, die Kähne ruderten herbei, der Landgraf gewann einen Kahn, gewann den Schwan, und als droben die Brettspieler erschreckt emporfuhren und zum Fenster hineilten, sahen sie schon den kühnen Springer das Ufer gewinnen und westwärts reiten.

Anmerkung: die Salier waren ein fränkische Adelsgeschlecht, es ist umstritten, ob Ludwig II von Thüringen (1128-1172) überhaupt Salier war und dazu noch jemals tatsächlich auf der Burg war[2]. Er lebte unter Heinrich V (1106-1125 dt. röm. Kaiser), doch die Sage ist wohl älter. Eine recht verbreitete Vermutung ist, das es sich bei dieser Legende wie es für Sagen üblich ist um jemand anderes handelte und dass erst später der Name Ludwig der Springer entstand. Der Mantel (Himmel) und das Ross (Sleipnir) sind auffällig wichtige Attribute für Wodan.[3][4] Die Deutung wäre dann durchaus positiv, weil es zeigt dass die mächtige Gestalt, die auf dem Giebichenstein so lange verehrt wurde gehen musste und der Kult mit der Christianisierung ein Ende fand.

  1. Ludwig Bechstein: Deutsches Sagenbuch. Meersburg und Leipzig 1930, S. 293-294.
  2. http://www.mdr.de/kultur/ludwig116.html Ludwig den Springer auf die Füße gestellt
  3. Der Giebichenstein als Gesamtburg. Schultze-Gallera, 1933 S. 11
  4. Geschichte der Stadt Halle. Erster Teil. Hünicken 1941 S.34

Missionierung

  • Thüringisches Reich: Bis zum Jahr 531 hatten die meist heidnischen Thüringer nur wenig Kontakt mit dem Christentum. Einige Bewohner, besonders unter den Mitgliedern der herrschenden Familien gab es vereinzelt Christen „zumeist freilich Arianer, also Anhänger einer nach dem im 4. Jahrhundert lebenden Presbyter Arius benannten Lehre, der zufolge die Gleichheit und Einheit Christi mit Gottvater als unmöglich zu betrachten sei“[1].
  • Im Jahr 531 unterlagen die Thüringer in einer wichtigen Schlacht den Franken, die bereits dem christlichen Glauben anhingen, aber es lassen sich trotzdem bis ins 8. Jhd. keine deutlichen christlichen Spuren nachweisen[2].
  • in den Jahren 743 und 744 stießen Karlmanns und Pippins bis Hassegau (Hosgau) vor (westlich der Saale und nördlich des Süßen Sees). Das Gebiet wurde zeitweilig besetzt, so daß in dieser Zeit mit der Einführung des Christentums ausgegangen werden kann[3].
  • Ob Bonifatius hier war ist nicht gesichert[4], aber es gibt mehrere Erzählungen: „Bonifatius kam über die Saale bis nach Leipzig, errichtete zw. dem ranstädtischen und hallischen Tor ein Kloster“[5]. Weiterhin sind mehreren Orte in der Umgebung Halles mit Bonifatius verknüpft: Heilige Breite in Bösenburg, Fällung eines Götterbildes in Zörbig[6].
  • Im Jahr 772 ist der Feldzug Karls des Großen mit Zerstörung der sagenumwobene sächsische Kultstätte in Gestalt einer langen Baumsäule, die Irminsul -> Verbreitung des Christentums im Gebiet der Franken
  • als älteste Kirchen im mittleren Elbegebiet werden die Bethäuser für die Besatzungen der fränkischen Kastelle in Magdeburg sowie in Halle genannt[7].
  • Im 15 Jh. Halle besaß insgesamt 25-28 Kirchen, Klöster oder Kapellen, zumeist unter dem Probst zum Neuwerk[8].
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Frühe Kirchen in Halle. [9]
  1. Die Anfänge des Christentums an der mittleren Elbe. Stefan Pätzold. Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
  2. Die Anfänge des Christentums an der mittleren Elbe. Stefan Pätzold. Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
  3. Claude, Erzbistum Magdeburg 1, S. 2
  4. Die Anfänge des Christentums an der mittleren Elbe. Stefan Pätzold. Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
  5. Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Halle im Magdeburgischen, Grottkau Verlag 1788. S. 48
  6. Tag des Herrn, Online-Ausgabe: Mittwoch, 01.11.2006 , http://www.tdh-online.de/archiv_1996_bis_2007/artikel/5120.php
  7. Die Anfänge des Christentums an der mittleren Elbe. Stefan Pätzold. Otto-von-Guericke Universität Magdeburg. S. 144
  8. Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Halle im Magdeburgischen, Grottkau Verlag 1788.
  9. Die Entwicklung von Halle (Saale) im frühen und hohen Mitelalter .Volker Herrmann. Veröffentlichung des Landesamtes für Archäologie.


Die Klausberge oder der Eremit und das Ulrichskloster[1]

  • das Gebiet der Klausberge galt vormals als unsichere Gegend[2]
  • schon im 12. Jh. gab es in den Felsen an der ein Eremit, der im Schutze der Felsen eine kleine Hütte baute. Von ihm ist uns nichts weiter überliefert[3].
  • 1216 folgte ihm ein weiterer Eremit. Er nannte sich „Bruder Friedrich“ und war ein Mönch des 1213 zu Florenz gegründeten Bettelordens der „Serviten“.[4](Die Serviten hatten als besonderes Leitbild die Gestalt Mariens zu Füßen des Kreuzes[5])
  • die Bezeichnung Klausberge deutet auf die (Einsiedelei, Klause) der Klausbrüder hin, die 1216 von einem Bruder des Ordens der Serviten oder Marienknechte angelegt worden war und hier bis 1306 bestand [6].
  • Zunächst Errichtung einer Kapelle (1257–1275, daher der Name "Klausberge"), dann 1275 Verlegung nach Halle St. Ulrich, erstes dt. Servitenkloster
  • 30.10. 1274 Vereinigung mit Kloster in Ammendorf (er war ein früherer Mitbruder der Eremiten bei der Klause am Giebichenstein)
  • aufgrund großer Schenkungen --> Bau einer Kapelle (Hl. Maria, Hl. Jakobus)
  • 1496 Bau des Klosters in der Nähe des Galgtores (heute: dort wo die Ulrichskirche ist)
  • 1527 Auflösung des Klosters, Prior wird Lutheraner, heiratet und betreibt eine Bierschenke [7].
  • Das Kloster wird dem Pfarrer von St. Ulrich übergeben, der seine Kirche abreist und die Materialien zum Bau eines neuen Stifts verwendet (heute ist das alte Servitenkloster die Kirche zu St. Ulrich)
  • August Hermann Francke war 1715 bis 1727 Pfarrer der Ulrichskirche [8]
  • Johannes Jänicke war zwischen 1929 und 1935 Pfarrer der Ulrichskirche und begründete hier eine Bekennende Gemeinde[9]
  1. Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Halle im Magdeburgischen, Grottkau Verlag 1788. S. 51
  2. Das alte Halle, Aus den Schriften von Siegmar von Schultze-Gallera zusammengestellt und herausgegeben von Erich Neuß, Köhler & Amelang zu Leipzig, S.181
  3. Klausberge und Giebichenstein. Projektltg. Hartmut Kühn. (? von ULB, Heftchen)
  4. Klausberge und Giebichenstein. Projektltg. Hartmut Kühn. (? von ULB, Heftchen)
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Serviten
  6. http://www.hallesaale.info/saale.htm
  7. Historisch-topographische Beschreibung der Stadt Halle im Magdeburgischen, Grottkau Verlag 1788.
  8. https://de.wikipedia.org/wiki/Konzerthalle_St.-Ulrich-Kirche
  9. https://de.wikipedia.org/wiki/Konzerthalle_St.-Ulrich-Kirche