Tholuck: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Stadtgeschichte Halle
Zur Navigation springen Zur Suche springen
 
(7 dazwischenliegende Versionen desselben Benutzers werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
 
=Friedrich August Tholuck (*1799 Breslau, † 10.06.1877 Halle)=
 
=Friedrich August Tholuck (*1799 Breslau, † 10.06.1877 Halle)=
 
   
 
   
 
 
==Biografie<ref>bearbeitete Fassung des Artikels von Henrik Eberle in: www.catalogus-professorum-halensis.de</ref>==  
 
==Biografie<ref>bearbeitete Fassung des Artikels von Henrik Eberle in: www.catalogus-professorum-halensis.de</ref>==  
  
 
[[Datei:Tholuck.jpg|thumb|right]]
 
[[Datei:Tholuck.jpg|thumb|right]]
 
Geboren 30.3.1799 in Beslau. Mit 12 Jahren Beginn einer Lehre in der Goldschmiedewerkstatt seines Vaters. Nach einem Jahr Rückkehr an das Gymnasium, wo sein Sprachtalent erkannt und gefördert wurde. Als 17-Jähriger soll Tholuck, 19 Sprachen beherrscht haben. Er arbeitete als Dolmetscher, um so Geld zu verdienen.In seiner Kindheit litt er unter seiner Stiefmutter, später exaltirter Gymnasiast,  
 
Geboren 30.3.1799 in Beslau. Mit 12 Jahren Beginn einer Lehre in der Goldschmiedewerkstatt seines Vaters. Nach einem Jahr Rückkehr an das Gymnasium, wo sein Sprachtalent erkannt und gefördert wurde. Als 17-Jähriger soll Tholuck, 19 Sprachen beherrscht haben. Er arbeitete als Dolmetscher, um so Geld zu verdienen.In seiner Kindheit litt er unter seiner Stiefmutter, später exaltirter Gymnasiast,  
war starken Stimmungsschwankungen unterworfen was mehrfach zu Suizidgedanken führte. Rebellion gegen das Christentum - in seiner Abiturientenrede stellte er Menu, Zoroaster und Confucius über Moses, Jesus und Muhammed. Ihm dünkte das Christenthum albern gegenüber der hohen Weisheit des Morgenlandes.<ref>http://data.deutsche-biographie.de/rest/sfz82529.pdf: Deutsche Biographie: ADB-Artikel Tholuck</ref>
+
war starken Stimmungsschwankungen unterworfen was mehrfach zu Suizidgedanken führte. Rebellion gegen das Christentum - in seiner Abiturientenrede stellte er Menu, Zoroaster und Confucius über Moses, Jesus und Muhammed. Ihm dünkte das Christenthum albern gegenüber der hohen Weisheit des Morgenlandes.<ref>http://data.deutsche-biographie.de/rest/sfz82529.pdf: Deutsche Biographie: ADB-Artikel Tholuck</ref>
In Berlin Studium der Orientalistik. Hier wird er durch den Legationsrath v. Diez Einfluß aus einem Saulus ein Paulus (1818)
+
In Berlin Studium der Orientalistik. Hier begegnet er dem Legationsrath v. Diez. Diese Begegnung ist für ihn so prägend, dass aus einem Saulus 1818 ein Paulus wird.
 
1820 Promotion. Gegen den Widerstand Friedrich Schleiermachers nahm Tholuck die Lehrtätigkeit an der Theologischen Fakultät der Universität Berlin auf. 1822 verlieh ihm die Universität Jena für seine persischen Studien die Ehrendoktorwürde, an der Berliner Universität wurde er zum außerordentlichen Professor für das Fach Altes Testament ernannt. Wohlwollend registrierten die Behörden Tholucks Engagement in der Berliner Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden, zum Bestseller wurde sein 1823 von Samuel Elsner verfasster und zunächst anonym veröffentlichter Roman „Guido und Julius: Die Lehre von der Sünde und vom Versöhner, oder: Die wahre Weihe des Zweiflers“, in dem er sein Erweckungserlebnis verarbeitete.  
 
1820 Promotion. Gegen den Widerstand Friedrich Schleiermachers nahm Tholuck die Lehrtätigkeit an der Theologischen Fakultät der Universität Berlin auf. 1822 verlieh ihm die Universität Jena für seine persischen Studien die Ehrendoktorwürde, an der Berliner Universität wurde er zum außerordentlichen Professor für das Fach Altes Testament ernannt. Wohlwollend registrierten die Behörden Tholucks Engagement in der Berliner Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden, zum Bestseller wurde sein 1823 von Samuel Elsner verfasster und zunächst anonym veröffentlichter Roman „Guido und Julius: Die Lehre von der Sünde und vom Versöhner, oder: Die wahre Weihe des Zweiflers“, in dem er sein Erweckungserlebnis verarbeitete.  
 
1825 wird Tholuck gegen das einhellige Votum der Theologischen Fakultät zum ordentlichen Professor der Universität Halle ernannt, der rationalistisch geprägten Fakultät hatte er vorher „Rohheit“ und „zügellosen Leichtsinn“ vorgeworfen. Den ihm von den preußischen Behörden nahegelegten Kampf gegen den in Halle herrschenden Rationalismus nahm Tholuck unmittelbar nach seiner Bestallung auf, nach dem Beginn der Lehrtätigkeit kam es daher zu öffentlich wahrnehmbaren Konflikten. Tholuck nutzte für die Verbreitung seiner Auffassungen moderne Mittel: 1827 gründete er – u.a. zusammen mit Ernst Ludwig von Gerlach – die „Evangelische Kirchenzeitung für das protestantische Deutschland“, 1830 den „Literarischen Anzeiger für Christliche Theologie und Wissenschaft überhaupt“. 1828 wirkte Tholuck jedoch für kurze Zeit als Prediger in der Preußischen Gesandtschaft in Rom. In den Bibliotheken der Stadt widmete er sich ausgiebigen Handschriftenstudien.
 
1825 wird Tholuck gegen das einhellige Votum der Theologischen Fakultät zum ordentlichen Professor der Universität Halle ernannt, der rationalistisch geprägten Fakultät hatte er vorher „Rohheit“ und „zügellosen Leichtsinn“ vorgeworfen. Den ihm von den preußischen Behörden nahegelegten Kampf gegen den in Halle herrschenden Rationalismus nahm Tholuck unmittelbar nach seiner Bestallung auf, nach dem Beginn der Lehrtätigkeit kam es daher zu öffentlich wahrnehmbaren Konflikten. Tholuck nutzte für die Verbreitung seiner Auffassungen moderne Mittel: 1827 gründete er – u.a. zusammen mit Ernst Ludwig von Gerlach – die „Evangelische Kirchenzeitung für das protestantische Deutschland“, 1830 den „Literarischen Anzeiger für Christliche Theologie und Wissenschaft überhaupt“. 1828 wirkte Tholuck jedoch für kurze Zeit als Prediger in der Preußischen Gesandtschaft in Rom. In den Bibliotheken der Stadt widmete er sich ausgiebigen Handschriftenstudien.
Zeile 13: Zeile 12:
 
Folgerichtig wurde Tholuck als Exekutor der königlich preußischen Kirchenpolitik 1839 zum Universitätsprediger und 1840 zum Dekan ernannt. Andere Ämter folgten: 1842 wurde er Konsistorialrat, später Oberkonsistorialrat. Auch im Ausland war Tholuck kirchenpolitisch aktiv, 1846 gehörte er in London zu den Mitbegründern der Evangelischen Allianz.
 
Folgerichtig wurde Tholuck als Exekutor der königlich preußischen Kirchenpolitik 1839 zum Universitätsprediger und 1840 zum Dekan ernannt. Andere Ämter folgten: 1842 wurde er Konsistorialrat, später Oberkonsistorialrat. Auch im Ausland war Tholuck kirchenpolitisch aktiv, 1846 gehörte er in London zu den Mitbegründern der Evangelischen Allianz.
 
Wissenschaftlich galt er als kundiger Exeget, dessen Interpretationen sprachlich auf sehr hohem Niveau lagen. Auf Studenten wirkte er inspirierend, zur Legende wurde das „Tholucksche Sofa“, auf dem er mit seinen Studenten ausführliche Gespräche führte. Tholuck zog Hörer aus ganz Deutschland und zahlreiche Studenten, darunter viele Methodisten, aus den USA an. Tholucks Wunsch nach einem Wohnheim für mittellose Studenten erfüllte seine Frau Mathilde von Gemmingen-Steinegg 1870. Zahlreiche Dotationen halfen beim Ausbau des Konviktes, das nach wenigen Jahren von der Mittelstraße in ein größeres Gebäude umzog.
 
Wissenschaftlich galt er als kundiger Exeget, dessen Interpretationen sprachlich auf sehr hohem Niveau lagen. Auf Studenten wirkte er inspirierend, zur Legende wurde das „Tholucksche Sofa“, auf dem er mit seinen Studenten ausführliche Gespräche führte. Tholuck zog Hörer aus ganz Deutschland und zahlreiche Studenten, darunter viele Methodisten, aus den USA an. Tholucks Wunsch nach einem Wohnheim für mittellose Studenten erfüllte seine Frau Mathilde von Gemmingen-Steinegg 1870. Zahlreiche Dotationen halfen beim Ausbau des Konviktes, das nach wenigen Jahren von der Mittelstraße in ein größeres Gebäude umzog.
1873 gab Tholuck das Amt des Universitätspredigers auf. Mit Bedauern schied er von der Kanzel, „von der er“, wie die Universitätschronik schrieb, „so oft die Seelen mächtig bewegt“. 1875 hielt er die letzte Vorlesung, 1876 sein letztes Seminar, danach schwand dem streitbaren und umstrittenen Gelehrten, erneut sei die Chronik zitiert, „die Klarheit des Geistes“.
+
1873 gab Tholuck das Amt des Universitätspredigers auf. Mit Bedauern schied er von der Kanzel, „von der er“, wie die Universitätschronik schrieb, „so oft die Seelen mächtig bewegt“. 1875 hielt er die letzte Vorlesung, 1876 sein letztes Seminar, danach schwand dem streitbaren und umstrittenen Gelehrten, erneut sei die Chronik zitiert, „die Klarheit des Geistes“. Tholuck stirbt am 10. Juni 1877.
 
Sein Grab befindet sich auf dem hallischen Stadtgottesacker.
 
Sein Grab befindet sich auf dem hallischen Stadtgottesacker.
  
<references>
+
==Auguts Tholuck als Gründer des Tholuck-Konvikts in der Halleschen Mittelstraße<ref>http://www.linkfang.de/wiki/Tholuck-Konvikt (31.1.2015)</ref>==
  
==Auguts Tholuck als Gründer des Tholuck-Konvikts in der Halleschen Mittelstraße<ref>http://www.linkfang.de/wiki/Tholuck-Konvikt (31.1.2015)</ref>==
 
 
Tholuck hatte 1866 das Schlesische Konvikt in der Wilhelmstraße 10 (heute Emil-Abderhalden-Straße) gegründet. Gründungsinspektor des Konvikts war der zuvor in Bonn lehrende Theologe Martin Kähler (1835–1912). Schon 1839 äußerte Tholuck gegenüber seiner zweiten Frau Mathilde den Wunsch, ein „Studenten-Convict“ in der Mittelstraße zu eröffnen. Wegen mangelnder finanzieller Mittel konnte dieser Wunsch zu diesem Zeitpunkt nicht erfüllt werden.
 
Tholuck hatte 1866 das Schlesische Konvikt in der Wilhelmstraße 10 (heute Emil-Abderhalden-Straße) gegründet. Gründungsinspektor des Konvikts war der zuvor in Bonn lehrende Theologe Martin Kähler (1835–1912). Schon 1839 äußerte Tholuck gegenüber seiner zweiten Frau Mathilde den Wunsch, ein „Studenten-Convict“ in der Mittelstraße zu eröffnen. Wegen mangelnder finanzieller Mittel konnte dieser Wunsch zu diesem Zeitpunkt nicht erfüllt werden.
 
Das erste Haus in der Mittelstraße
 
Das erste Haus in der Mittelstraße
Zeile 24: Zeile 22:
 
Nach Mathilde Tholucks Tod im Jahr 1894 reichte das Stiftungsvermögen nicht mehr aus, um in den Gebäuden in der Mittelstraße zu bleiben. Durch den Verkauf der Grundstücke wurde jedoch ein so hoher Gewinn erzielt, dass in der Kronprinzenstraße 8 (heute Herweghstraße) ein Neubau finanziert werden konnte. Im Oktober 1899 zog das Tholuckkonvikt in dieses Haus ein. Nach einer Schließung durch die Nazis und weiterer wechselvoller Geschichte wurde das Gebäude Herweghstraße in den 1970er Jahren an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verkauft.
 
Nach Mathilde Tholucks Tod im Jahr 1894 reichte das Stiftungsvermögen nicht mehr aus, um in den Gebäuden in der Mittelstraße zu bleiben. Durch den Verkauf der Grundstücke wurde jedoch ein so hoher Gewinn erzielt, dass in der Kronprinzenstraße 8 (heute Herweghstraße) ein Neubau finanziert werden konnte. Im Oktober 1899 zog das Tholuckkonvikt in dieses Haus ein. Nach einer Schließung durch die Nazis und weiterer wechselvoller Geschichte wurde das Gebäude Herweghstraße in den 1970er Jahren an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verkauft.
  
<references>
+
==Bericht über eine Begebenheit aus dem Leben von August Tholuck<ref>Rundes Chronik der Stadt Halle 1750 – 1835, Herausgegeben vom Thüringisch-Sächsichen Geschichtsverein bearbeitet von Bernhard Weißenborn; Halle-Saale 1933</ref>==
  
==Bericht über eine Begebenheit aus dem Leben von August Tholuck<ref>Rundes Chronik der Stadt Halle 1750 – 1835, Herausgegeben vom Thüringisch-Sächsichen Geschichtsverein bearbeitet von Bernhard Weißenborn; Halle-Saale 1933</ref>==
 
 
Im Februar 1830 wurden in der Evangelischen Kirchenzeitung (Hrsg. Dr. Hengstenberg in Berlin) ein Aufsatz mit der Überschrift „der Rationalismus auf der Universität Halle“ veröffentlicht. Darin wurden zwei angesehene Mitglieder der theologischen Fakultät Halle (Dr. Gesenius und Dr. Wegschneider) beschuldigt, dass sie sich beide öffentlich zum Rationalismus bekennen „und es sich angelegen sein ließen, waß die Evangelische Kirche in ihren Bekenntnißschriften al ewig göttliche Wahrheit anerkennt, als Irrthum darzustellen und zu bekämpfen.“ Da sie dies auch in ihren Collegien geäußert hätten wurden sie in dem Aufsatz als „wiederchristliche, gottlose und pflichtvergessene Lehrer dargestellt und auf deren wünschenswerthe Absetzung hingedeutet.“ Die Nachricht über den Aufsatz verbreitete sich sehr schnell unter den halleschen Theologiestudenten und erregte unter ihnen „eine große Erbitterung gegen die Mystiker“ so dass am 2. Februar 1830 und den folgenden Tagen zahlreiche spottende Anschläge gegen die „mystisch geltenden Hall’schen Professoren, hauptsächlich aber gegen den Herrausgeber der Evangelischen Kirchenzeitung am scharzen Brett an dem Waagengebäude angeschlagen wurden.  
 
Im Februar 1830 wurden in der Evangelischen Kirchenzeitung (Hrsg. Dr. Hengstenberg in Berlin) ein Aufsatz mit der Überschrift „der Rationalismus auf der Universität Halle“ veröffentlicht. Darin wurden zwei angesehene Mitglieder der theologischen Fakultät Halle (Dr. Gesenius und Dr. Wegschneider) beschuldigt, dass sie sich beide öffentlich zum Rationalismus bekennen „und es sich angelegen sein ließen, waß die Evangelische Kirche in ihren Bekenntnißschriften al ewig göttliche Wahrheit anerkennt, als Irrthum darzustellen und zu bekämpfen.“ Da sie dies auch in ihren Collegien geäußert hätten wurden sie in dem Aufsatz als „wiederchristliche, gottlose und pflichtvergessene Lehrer dargestellt und auf deren wünschenswerthe Absetzung hingedeutet.“ Die Nachricht über den Aufsatz verbreitete sich sehr schnell unter den halleschen Theologiestudenten und erregte unter ihnen „eine große Erbitterung gegen die Mystiker“ so dass am 2. Februar 1830 und den folgenden Tagen zahlreiche spottende Anschläge gegen die „mystisch geltenden Hall’schen Professoren, hauptsächlich aber gegen den Herrausgeber der Evangelischen Kirchenzeitung am scharzen Brett an dem Waagengebäude angeschlagen wurden.  
 
Am 3. Februar 1830 sollte den Herrn Dr. Gesenius und Wegschneider ein Vivat mit einem Fackelzug gebracht werden. Die Versammlung wurde jedoch nicht erlaubt weil Ausschreitungen befürchtet wurden. Allerdings war die Aggression der Studenten so gewachsen, dass die städtische Polizei die Häuser „der Mystiker vor den Steinwürfen dieser künftigen Diener des Wortes Gottes“ vor Steinwürfen sichern musste. Am nächsten Tag wurde durch den Prorector Prof. Blum entschieden, Consistorialrath Dr. Tholucks öffentliche Vorlesungen wegen des Aufruhrs für einige Zeit ausgesetzt werden müssten. Da Dr. Tholuck entschied, seine Vorlesung trotzdem zu halten, begab sich der Prorector vor Beginn der Vorlesung „mit Pedellen begleitet in den gedrängt vollen Hörsaal, um Excessen vorzubeugen. Der Inhalt seiner Anrede war ohngefähr folgender: Ihr Unwille sei gerecht, und jeder wahre Freund der Religion müsse ihre Gesinnungen theilen, da zwei ihrer würdigsten Lehrer angegriffen worden. Indessen verdiene jener Aufsatz, der einen pharisäischen Hochmuth unter den Deckmantel eines falschen Christentums verberge, nur ihre Verachtung, nicht ihre Rache. Auch würden jene Lehrer selbst wissen, was sie zu thun hätten. Übrigens ermahnte er sie zur Ruhe und warnte vor strafbaren Ausbrüchen der Leidenschaft.  
 
Am 3. Februar 1830 sollte den Herrn Dr. Gesenius und Wegschneider ein Vivat mit einem Fackelzug gebracht werden. Die Versammlung wurde jedoch nicht erlaubt weil Ausschreitungen befürchtet wurden. Allerdings war die Aggression der Studenten so gewachsen, dass die städtische Polizei die Häuser „der Mystiker vor den Steinwürfen dieser künftigen Diener des Wortes Gottes“ vor Steinwürfen sichern musste. Am nächsten Tag wurde durch den Prorector Prof. Blum entschieden, Consistorialrath Dr. Tholucks öffentliche Vorlesungen wegen des Aufruhrs für einige Zeit ausgesetzt werden müssten. Da Dr. Tholuck entschied, seine Vorlesung trotzdem zu halten, begab sich der Prorector vor Beginn der Vorlesung „mit Pedellen begleitet in den gedrängt vollen Hörsaal, um Excessen vorzubeugen. Der Inhalt seiner Anrede war ohngefähr folgender: Ihr Unwille sei gerecht, und jeder wahre Freund der Religion müsse ihre Gesinnungen theilen, da zwei ihrer würdigsten Lehrer angegriffen worden. Indessen verdiene jener Aufsatz, der einen pharisäischen Hochmuth unter den Deckmantel eines falschen Christentums verberge, nur ihre Verachtung, nicht ihre Rache. Auch würden jene Lehrer selbst wissen, was sie zu thun hätten. Übrigens ermahnte er sie zur Ruhe und warnte vor strafbaren Ausbrüchen der Leidenschaft.  
Zeile 33: Zeile 30:
 
„Zu den Häuptern der pietistischen Parthei in Halle, welche so viel ernstliche Streitigkeiten erregte, zählte man 1. den ordentlichen Professor der Theologie und Consistorialrath Dr. Tholuck, 2. den außerordentlichen Professor der Theologie Licentiat Guericke, 3. den Landgerichts-Director von Gerlach, zu welchen früher noch ein Arzt D. de Valenti als Stiel des Kleeblattes gehörte.  
 
„Zu den Häuptern der pietistischen Parthei in Halle, welche so viel ernstliche Streitigkeiten erregte, zählte man 1. den ordentlichen Professor der Theologie und Consistorialrath Dr. Tholuck, 2. den außerordentlichen Professor der Theologie Licentiat Guericke, 3. den Landgerichts-Director von Gerlach, zu welchen früher noch ein Arzt D. de Valenti als Stiel des Kleeblattes gehörte.  
  
<references>
+
==Bericht über die Umtriebe der Frömmler in Halle<ref>Bericht über die Umtriebe der Frömmler in Halle oder Welch Zeit ist es im Preußischen Staate; erschienen 1830 in Alternburg unter dem Pseudonym Freimund Lichtfreund</ref>==
  
==Bericht über die Umtriebe der Frömmler in Halle<ref>Bericht über die Umtriebe der Frömmler in Halle==
+
Sehr interessante Informationen über diese 4 Personen und erstaunliche Zeugnisse über ihren Glauben und ihre Motivation, nach Halle zu kommen finden sich paradoxer Weise in der Schrift eines ihrer größten Kritiker. Er setzte sehr viel Energie darein, die 4 "Frömmler" zu verunglimpfen, hat damit aber doch ein einzigartiges und darüber hinaus sehr kurzweiliges Zeugnis über das Wirken dieser Personen geschaffen.
 
 
Sehr interessante Informationen über diese 4 Personen und erstaunliche Zeugnisse über ihren Glauben und ihre Motivation, nach Halle zu kommen finden sich paradoxer Weise in der Schrift eines großen Kritiker, des die Biografien und die Anliegen der Personen sehr differenziert darstellt.
 
 
Das Werk heißt: Bericht über die Umtriebe der Frömmler in Halle, oder: Welch' Zeit ist es im preußischen Staate?  
 
Das Werk heißt: Bericht über die Umtriebe der Frömmler in Halle, oder: Welch' Zeit ist es im preußischen Staate?  
 +
Hier ein kurzer Auszug:
 
Der hallesche Stellmachermeister Wagner „welcher jetzt auch zu den Frömmlern gezählt wird“ hielt wöchentlich in seinem Haus religiöse Versammlungen ab, die er auch leitete. Anfang 1830 kamen auch Tholuck, Guericke, von Gerlach und de Valenti dazu – dadurch wurde „eine neue Epoche für die Geschichte des Pietismusses in Halle“ eingeleitet.
 
Der hallesche Stellmachermeister Wagner „welcher jetzt auch zu den Frömmlern gezählt wird“ hielt wöchentlich in seinem Haus religiöse Versammlungen ab, die er auch leitete. Anfang 1830 kamen auch Tholuck, Guericke, von Gerlach und de Valenti dazu – dadurch wurde „eine neue Epoche für die Geschichte des Pietismusses in Halle“ eingeleitet.
 
Gemeint sind damit 1. der ordentliche Professor der Theologie und Consistorialrath Dr. Tholuck, 2. der außerordentliche Professor der Theologie Licentiat Guericke, 3. der Landgerichts-Director von Gerlach und 4. der Arzt D. de Valenti.
 
Gemeint sind damit 1. der ordentliche Professor der Theologie und Consistorialrath Dr. Tholuck, 2. der außerordentliche Professor der Theologie Licentiat Guericke, 3. der Landgerichts-Director von Gerlach und 4. der Arzt D. de Valenti.
  
zu finden unter: https://play.google.com/books/reader?id=pS9OAAAAcAAJ&printsec=frontcover&output=reader&hl=de&pg=GBS.PP2
+
Zu finden ist der Scan der Originalquelle unter: https://play.google.com/books/reader?id=pS9OAAAAcAAJ&printsec=frontcover&output=reader&hl=de&pg=GBS.PP2
 +
 
 +
<references>

Aktuelle Version vom 18. November 2017, 23:37 Uhr

Friedrich August Tholuck (*1799 Breslau, † 10.06.1877 Halle)

Biografie[1]

Tholuck.jpg

Geboren 30.3.1799 in Beslau. Mit 12 Jahren Beginn einer Lehre in der Goldschmiedewerkstatt seines Vaters. Nach einem Jahr Rückkehr an das Gymnasium, wo sein Sprachtalent erkannt und gefördert wurde. Als 17-Jähriger soll Tholuck, 19 Sprachen beherrscht haben. Er arbeitete als Dolmetscher, um so Geld zu verdienen.In seiner Kindheit litt er unter seiner Stiefmutter, später exaltirter Gymnasiast, war starken Stimmungsschwankungen unterworfen was mehrfach zu Suizidgedanken führte. Rebellion gegen das Christentum - in seiner Abiturientenrede stellte er Menu, Zoroaster und Confucius über Moses, Jesus und Muhammed. Ihm dünkte das Christenthum albern gegenüber der hohen Weisheit des Morgenlandes.[2] In Berlin Studium der Orientalistik. Hier begegnet er dem Legationsrath v. Diez. Diese Begegnung ist für ihn so prägend, dass aus einem Saulus 1818 ein Paulus wird. 1820 Promotion. Gegen den Widerstand Friedrich Schleiermachers nahm Tholuck die Lehrtätigkeit an der Theologischen Fakultät der Universität Berlin auf. 1822 verlieh ihm die Universität Jena für seine persischen Studien die Ehrendoktorwürde, an der Berliner Universität wurde er zum außerordentlichen Professor für das Fach Altes Testament ernannt. Wohlwollend registrierten die Behörden Tholucks Engagement in der Berliner Gesellschaft zur Beförderung des Christentums unter den Juden, zum Bestseller wurde sein 1823 von Samuel Elsner verfasster und zunächst anonym veröffentlichter Roman „Guido und Julius: Die Lehre von der Sünde und vom Versöhner, oder: Die wahre Weihe des Zweiflers“, in dem er sein Erweckungserlebnis verarbeitete. 1825 wird Tholuck gegen das einhellige Votum der Theologischen Fakultät zum ordentlichen Professor der Universität Halle ernannt, der rationalistisch geprägten Fakultät hatte er vorher „Rohheit“ und „zügellosen Leichtsinn“ vorgeworfen. Den ihm von den preußischen Behörden nahegelegten Kampf gegen den in Halle herrschenden Rationalismus nahm Tholuck unmittelbar nach seiner Bestallung auf, nach dem Beginn der Lehrtätigkeit kam es daher zu öffentlich wahrnehmbaren Konflikten. Tholuck nutzte für die Verbreitung seiner Auffassungen moderne Mittel: 1827 gründete er – u.a. zusammen mit Ernst Ludwig von Gerlach – die „Evangelische Kirchenzeitung für das protestantische Deutschland“, 1830 den „Literarischen Anzeiger für Christliche Theologie und Wissenschaft überhaupt“. 1828 wirkte Tholuck jedoch für kurze Zeit als Prediger in der Preußischen Gesandtschaft in Rom. In den Bibliotheken der Stadt widmete er sich ausgiebigen Handschriftenstudien. Nach Halle zurückgekehrt, hatte er unerwartet großen Lehrerfolg. Er schlägt eine Berufungen zum Hofprediger in Dresden und Professor in Basel aus. Seine ausgezeichneten Beziehungen zum Hof nutzte Tholuck, um den Umbau der halleschen Fakultät voranzutreiben. 1836 setzte er gegen das Kultusministerium durch, dass ein Rationalist – der Tübinger Ferdinand Christian Baur – nicht berufen wurde. Folgerichtig wurde Tholuck als Exekutor der königlich preußischen Kirchenpolitik 1839 zum Universitätsprediger und 1840 zum Dekan ernannt. Andere Ämter folgten: 1842 wurde er Konsistorialrat, später Oberkonsistorialrat. Auch im Ausland war Tholuck kirchenpolitisch aktiv, 1846 gehörte er in London zu den Mitbegründern der Evangelischen Allianz. Wissenschaftlich galt er als kundiger Exeget, dessen Interpretationen sprachlich auf sehr hohem Niveau lagen. Auf Studenten wirkte er inspirierend, zur Legende wurde das „Tholucksche Sofa“, auf dem er mit seinen Studenten ausführliche Gespräche führte. Tholuck zog Hörer aus ganz Deutschland und zahlreiche Studenten, darunter viele Methodisten, aus den USA an. Tholucks Wunsch nach einem Wohnheim für mittellose Studenten erfüllte seine Frau Mathilde von Gemmingen-Steinegg 1870. Zahlreiche Dotationen halfen beim Ausbau des Konviktes, das nach wenigen Jahren von der Mittelstraße in ein größeres Gebäude umzog. 1873 gab Tholuck das Amt des Universitätspredigers auf. Mit Bedauern schied er von der Kanzel, „von der er“, wie die Universitätschronik schrieb, „so oft die Seelen mächtig bewegt“. 1875 hielt er die letzte Vorlesung, 1876 sein letztes Seminar, danach schwand dem streitbaren und umstrittenen Gelehrten, erneut sei die Chronik zitiert, „die Klarheit des Geistes“. Tholuck stirbt am 10. Juni 1877. Sein Grab befindet sich auf dem hallischen Stadtgottesacker.

Auguts Tholuck als Gründer des Tholuck-Konvikts in der Halleschen Mittelstraße[3]

Tholuck hatte 1866 das Schlesische Konvikt in der Wilhelmstraße 10 (heute Emil-Abderhalden-Straße) gegründet. Gründungsinspektor des Konvikts war der zuvor in Bonn lehrende Theologe Martin Kähler (1835–1912). Schon 1839 äußerte Tholuck gegenüber seiner zweiten Frau Mathilde den Wunsch, ein „Studenten-Convict“ in der Mittelstraße zu eröffnen. Wegen mangelnder finanzieller Mittel konnte dieser Wunsch zu diesem Zeitpunkt nicht erfüllt werden. Das erste Haus in der Mittelstraße 1870, zum fünfzigjährigen Jubiläum der Ernennung Tholucks zum Lizentiaten der Theologie, wurde ihm eine Stiftung von 4000 Talern überreicht. Dieses Geld war jedoch für ein Universitätsstipendium gesammelt worden und konnte somit nicht für die Realisierung eines Konvikts verwendet werden. Seine Frau Mathilde griff jedoch die Idee wieder auf und konnte mit Hilfe eines Freundes den Kauf eines Nachbarhauses finanzieren. Nach einer Umbauphase war das Tholuckkonvikt in der Mittelstraße im Oktober 1871 bezugsfertig. Ein Jahr nach Tholucks Tod 1877 wurde das bis dahin private Konvikt in eine öffentliche Stiftung umgewandelt und erhielt ein Statut, dass es eng mit dem Schlesischen Konvikt verband. Martin Kähler wurde Ephorus im Tholuckkonvikt und übernahm im Jahr 1888 auch das Ephorat des Schlesischen Konvikts. Die Personalunion im Ephorenamt wurde auch von Kählers Nachfolgern beibehalten und endete erst mit der Schließung des Schlesischen Konvikts im Jahr 1937. Nach Mathilde Tholucks Tod im Jahr 1894 reichte das Stiftungsvermögen nicht mehr aus, um in den Gebäuden in der Mittelstraße zu bleiben. Durch den Verkauf der Grundstücke wurde jedoch ein so hoher Gewinn erzielt, dass in der Kronprinzenstraße 8 (heute Herweghstraße) ein Neubau finanziert werden konnte. Im Oktober 1899 zog das Tholuckkonvikt in dieses Haus ein. Nach einer Schließung durch die Nazis und weiterer wechselvoller Geschichte wurde das Gebäude Herweghstraße in den 1970er Jahren an die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg verkauft.

Bericht über eine Begebenheit aus dem Leben von August Tholuck[4]

Im Februar 1830 wurden in der Evangelischen Kirchenzeitung (Hrsg. Dr. Hengstenberg in Berlin) ein Aufsatz mit der Überschrift „der Rationalismus auf der Universität Halle“ veröffentlicht. Darin wurden zwei angesehene Mitglieder der theologischen Fakultät Halle (Dr. Gesenius und Dr. Wegschneider) beschuldigt, dass sie sich beide öffentlich zum Rationalismus bekennen „und es sich angelegen sein ließen, waß die Evangelische Kirche in ihren Bekenntnißschriften al ewig göttliche Wahrheit anerkennt, als Irrthum darzustellen und zu bekämpfen.“ Da sie dies auch in ihren Collegien geäußert hätten wurden sie in dem Aufsatz als „wiederchristliche, gottlose und pflichtvergessene Lehrer dargestellt und auf deren wünschenswerthe Absetzung hingedeutet.“ Die Nachricht über den Aufsatz verbreitete sich sehr schnell unter den halleschen Theologiestudenten und erregte unter ihnen „eine große Erbitterung gegen die Mystiker“ so dass am 2. Februar 1830 und den folgenden Tagen zahlreiche spottende Anschläge gegen die „mystisch geltenden Hall’schen Professoren, hauptsächlich aber gegen den Herrausgeber der Evangelischen Kirchenzeitung am scharzen Brett an dem Waagengebäude angeschlagen wurden. Am 3. Februar 1830 sollte den Herrn Dr. Gesenius und Wegschneider ein Vivat mit einem Fackelzug gebracht werden. Die Versammlung wurde jedoch nicht erlaubt weil Ausschreitungen befürchtet wurden. Allerdings war die Aggression der Studenten so gewachsen, dass die städtische Polizei die Häuser „der Mystiker vor den Steinwürfen dieser künftigen Diener des Wortes Gottes“ vor Steinwürfen sichern musste. Am nächsten Tag wurde durch den Prorector Prof. Blum entschieden, Consistorialrath Dr. Tholucks öffentliche Vorlesungen wegen des Aufruhrs für einige Zeit ausgesetzt werden müssten. Da Dr. Tholuck entschied, seine Vorlesung trotzdem zu halten, begab sich der Prorector vor Beginn der Vorlesung „mit Pedellen begleitet in den gedrängt vollen Hörsaal, um Excessen vorzubeugen. Der Inhalt seiner Anrede war ohngefähr folgender: Ihr Unwille sei gerecht, und jeder wahre Freund der Religion müsse ihre Gesinnungen theilen, da zwei ihrer würdigsten Lehrer angegriffen worden. Indessen verdiene jener Aufsatz, der einen pharisäischen Hochmuth unter den Deckmantel eines falschen Christentums verberge, nur ihre Verachtung, nicht ihre Rache. Auch würden jene Lehrer selbst wissen, was sie zu thun hätten. Übrigens ermahnte er sie zur Ruhe und warnte vor strafbaren Ausbrüchen der Leidenschaft. Diese Anrede, welche mit strümischen Beifall aufgenommen wurde, hinderte aber nicht, dass der Dr. Tholuck, den manche wie wohl mit Unrecht für den Verfasser des Artikels hielten, mit Lärmen und Pochen empfangen wurde und Mühe hatte, seine Vorlesung zu beginnen.“ In dem Artikel folgt jetzt ein Zitat aus der Zeitschrift „der Eremit“ Nr. 17 vom Februar 1830. darin wird Tholuck „teils der Leitung, theils der Begünstigung und stillen Beförderung einiger in Halle auswuchernden pietistischen Conventickel beschuldigt.“ Außerdem wird von einem jungen Mann berichtet, der bei Tholuck studieren wollte. „Doch theuer genug musste der voreilige, frohe Jünger dies gewünschte Zutrauen seines künftigen Lehrers und Meisters erkaufen, durch nichts Geringeres als durch zu leistende Versprechen, den Vorlesungen zweier Männer (Gesenius und Wegscheider) nicht beiwohnen zu wollen, von welchen der Eine durch die Aufstellung eines streng consequenten dogmatischen Lehrsystems einen verdienten großen Namen sich erworben, der Andere durch seine vielfachen und rühmlichst anerkannten Verdienste um orientalische Litteratur einen festen Ruf und Ruhm sich begründet hatte.“ Außerdem macht er dem Zögling das „Anerbieten einer freien Beherbergung.“ Kommentiert wird dies folgendermaßen: „Diese Anklänge von Verirrungen, deren man von einer gewissen Seite her in neuester Zeit so viel hört, und die nichts sind als ein Ruf zu den Füßen der neuen Apostel und ein versuchtes Übertäuben der Worte der Vernunft, sind jedoch wohl nur den Gekrächze der Raben, welche nach Futter schreien, zu vergleichen.“ „Zu den Häuptern der pietistischen Parthei in Halle, welche so viel ernstliche Streitigkeiten erregte, zählte man 1. den ordentlichen Professor der Theologie und Consistorialrath Dr. Tholuck, 2. den außerordentlichen Professor der Theologie Licentiat Guericke, 3. den Landgerichts-Director von Gerlach, zu welchen früher noch ein Arzt D. de Valenti als Stiel des Kleeblattes gehörte.

Bericht über die Umtriebe der Frömmler in Halle[5]

Sehr interessante Informationen über diese 4 Personen und erstaunliche Zeugnisse über ihren Glauben und ihre Motivation, nach Halle zu kommen finden sich paradoxer Weise in der Schrift eines ihrer größten Kritiker. Er setzte sehr viel Energie darein, die 4 "Frömmler" zu verunglimpfen, hat damit aber doch ein einzigartiges und darüber hinaus sehr kurzweiliges Zeugnis über das Wirken dieser Personen geschaffen. Das Werk heißt: Bericht über die Umtriebe der Frömmler in Halle, oder: Welch' Zeit ist es im preußischen Staate? Hier ein kurzer Auszug: Der hallesche Stellmachermeister Wagner „welcher jetzt auch zu den Frömmlern gezählt wird“ hielt wöchentlich in seinem Haus religiöse Versammlungen ab, die er auch leitete. Anfang 1830 kamen auch Tholuck, Guericke, von Gerlach und de Valenti dazu – dadurch wurde „eine neue Epoche für die Geschichte des Pietismusses in Halle“ eingeleitet. Gemeint sind damit 1. der ordentliche Professor der Theologie und Consistorialrath Dr. Tholuck, 2. der außerordentliche Professor der Theologie Licentiat Guericke, 3. der Landgerichts-Director von Gerlach und 4. der Arzt D. de Valenti.

Zu finden ist der Scan der Originalquelle unter: https://play.google.com/books/reader?id=pS9OAAAAcAAJ&printsec=frontcover&output=reader&hl=de&pg=GBS.PP2

<references>

  1. bearbeitete Fassung des Artikels von Henrik Eberle in: www.catalogus-professorum-halensis.de
  2. http://data.deutsche-biographie.de/rest/sfz82529.pdf: Deutsche Biographie: ADB-Artikel Tholuck
  3. http://www.linkfang.de/wiki/Tholuck-Konvikt (31.1.2015)
  4. Rundes Chronik der Stadt Halle 1750 – 1835, Herausgegeben vom Thüringisch-Sächsichen Geschichtsverein bearbeitet von Bernhard Weißenborn; Halle-Saale 1933
  5. Bericht über die Umtriebe der Frömmler in Halle oder Welch Zeit ist es im Preußischen Staate; erschienen 1830 in Alternburg unter dem Pseudonym Freimund Lichtfreund