Juden in Halle

Aus Stadtgeschichte Halle
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Seit wann siedelten Juden in Halle:

Dreyhaupt Bd. 2, S. 442: Probst des Klosters zum Neuwerk schreibt, er habe „gewisse Dokumente in hebräischer Sprache gefunden, dass bereits vor Christi Geburt Juden allhier gewohnet hätten“ (die Angabe ist „ungewiss“ lt Erläuterungen der güldenen Bulle Teil 1, S. 844 von Canzler von Ludwig.)

Besser belegt: im 10 Jh. Siedelten Juden in Magdeburg und auch in Halle: „als die Kaiser ,Ottones, das Erzstift gestiftet, haben sie ihm auch die in demselben wohnhaften Juden mit übergeben (Vgl. Drey I, S.9) Um 1013 wohnten schon viele Juden in Halle und entrichteten dem Erzbischof ein Schutzgeld, „von welchem auch Wichmann der Probstey zu Seeburg zwey Mark jährlich verschrieben hat.“ (Vgl. Drey I, S.22)

Siedlungsplatz der Juden in Halle

Dreyhaupt Bd. 2, S. 442: Die Juden wohnten neben dem ehemaligen schwarzen Schlosse, wo jetzt die Moritzburg ist, nach dem Neumarkt zu, welcher Platz das Judendorf genennt ward, und begriff die Gegend vom Ulrichsthore nach der Saales, den Jägerberg und Jägerplatz bis in die Fleischergasse auf dem Neumarkt. Das Judendorf muss von ziemlichem Umgange und wohl bewohnt gewesen seyn; wie aus einem 1314 ausgestellten Dipoma erhellet und auch daran zu erkennen ist, dass auf dem Neumankt hin und wieder an den Häusern Eck- und Schwellsteine mit hebräischer Schrift gefunden werden. Vermuthlich sind auch manche mit in den Mauern verbraucht worden; wie sich denn in des Pastoris Wohnung nach von außen ein solcher Stein eingemauert findet. (-->Laurentius Pfarrhaus)

Situation der Juden in Halle

Dreyhaupt Bd. 2, S. 443: … „Ihr Richter war der Erzbischöfliche Schultheiß, welcher auch bey seiner Verpflichgtung schwören musste, dass er die Juden hieselbst väterlich handhaben wolle.“

Dreyhaupt Bd. 2, S. 443: Da die Juden, ihrer Nahrung wegen täglich aus ihrem Dorf in der Stadt umhergingen, so haben sie auch nach damaligem Gebrauch, von dem Rath die Vergleithung , d.i. Schutz, wider den Pöbel erhalten müssen.

Wo befand sich die ehemalige Synagoge?

Dreyhaupt Bd. 2, S. 442: „Um die Gegend, wo jetzt das Reithaus steht. War die Synagoge: und der Judenkirchhof war ohnweit des Closters zum Neuwerk; zu dessen Vergrößerung die Juden 1401 … noch ein Stück Land erkauft.“ (Vgl. Drey I, S.76)


Progrome und Verfolgungen

  • Ao. 1205 wurden sie ausgeplündert und umgebracht.
  • Progrom unter Puperto Ao. 1261 beschrieben in Drey I, S.32
  • 1314 wird das Judendorf an das Closter Neuwerk geschenkt --> folglich waren die Juden „gänzlich aus Halle vertrieben worden“
  • Dreyhaupt Bd. 2, S. 443-4: „jedoch hat das Closter die Juden wider eingenommen; denn Ao 1352 bewohneten sie das Judendorf, und Erzbischof Otto verkaufte es 1352 dem Rathe für 300 Schock Groschen. Otto kam deshalb in eigener Person vor Schultheiß und Schöppen in gehegt Gericht vor dem Rolande, und ließ dem Rath das Eigentum des Judendorfs gerichtlich auf. Von dieser Zeit an ist der Rath in dem Besitz des Judendorfs geblieben; für die Synagoge haben die Juden einen jährlichen Zins von zwölf Rheinischen Gulden, und so auch von ihren Wohnhäusern einen jährlichen Zins an den Rath entrichten müssen.
  • Dreyhaupt Bd. 2, S. 444: Als Ao 1382 eine große Pest entstund, die viel Menschen in Deutschland vegraffete; beschuldigte man die Juden, dass sie die Brunnen vergiftet. Daher stürmte der Pöbel ihre Häuser, und schlug sie in Menge tod.“ Erzbischof IV empfand solches sehr übel; und es würde diese Wuth der Stadt einen öffentliche Fehde zugezogen haben, wenn der Raht nicht dmit Gelde die Aussöhnung gesucht hätte (Vgl. Drey I, S.72-74). Die Juden mussten daraufhin dem Erzbischof 1000, und dem Rath 1500 Mark Silber erlegen, um ihre ruinierten Häuser wieder aufbauen zu dürfen. Hierauf hatten sie ein halbes Seculum Friede.
  • Dreyhaupt Bd. 2, S. 444: Als der Cardinal Casanus kam und verordnete, dass die Juden ein Unterscheidungszeichen tragen und bei Strafe des Bannes nicht mehr Wucher treiben sollten: zogen sie von hier weg, und verklagten den Rath 1459 vor scih an den Kayserlichen Hof. Allein der Rath sandte seinen Syndicum, mit einer schriftlichen Verantwortung nach Wien und erhielt, dassdie Sache zu keiner gerichtlichen Handlung kam
  • Dreyhaupt Bd. 2, S. 445: Ernestus vertrieb die Juden wieder 1493 aus dem ganzen Erzstift. Das hiesige Judendorf ward gänzlich zerstört, und auf dessen Stelle guten theils die Moritzburg gebaut.