Juden in Halle: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Stadtgeschichte Halle
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* Neuhaus führt eine sagenumwogene Überlieferung auf, wonach die Juden während der Kriege unter den Persern ca. 100 Jahre nach dem Auftreten des falschen Propheten Mohamed aus Persien geflohen und nach Russland, Aschkanas (=Deutschland) und ססבונניא gekommen seien zu den Juden, welche dort vorher lebten, und im Besonderen in die Stadt היילא, (nach anderer Lesart האל) wo Mar Sutra begraben liegt. Dort war Schulhaupt Binjamin ben Serach und 5 andere Männer. Unter ססבונניא könnte Slovonia, aber auch Saxonia gemeint sein, und letzteres ist wahrscheinlich unter Berücksichtigung der folgenden Stadtangabe. Denn welche Stadt könnte unter היילא gemeint sein, wenn nicht Halle?<ref>Neufeld 1915, S. 33</ref>
 
* Neuhaus führt eine sagenumwogene Überlieferung auf, wonach die Juden während der Kriege unter den Persern ca. 100 Jahre nach dem Auftreten des falschen Propheten Mohamed aus Persien geflohen und nach Russland, Aschkanas (=Deutschland) und ססבונניא gekommen seien zu den Juden, welche dort vorher lebten, und im Besonderen in die Stadt היילא, (nach anderer Lesart האל) wo Mar Sutra begraben liegt. Dort war Schulhaupt Binjamin ben Serach und 5 andere Männer. Unter ססבונניא könnte Slovonia, aber auch Saxonia gemeint sein, und letzteres ist wahrscheinlich unter Berücksichtigung der folgenden Stadtangabe. Denn welche Stadt könnte unter היילא gemeint sein, wenn nicht Halle?<ref>Neufeld 1915, S. 33</ref>
 
* Aus alten Berichten geht hervor, dass Gerüchte über uralte Siedlungen im Sachsenlande und in Halle im Besonderen verbreitet waren. Wie aber Mar Sutra, ein babylonischer Hochschullehrer aus dem 5. Jahrhundert nach Halle kommt und dort begraben wird, ist nicht recht erklärlich.<ref>Neufeld 1915, S. 34</ref>
 
* Aus alten Berichten geht hervor, dass Gerüchte über uralte Siedlungen im Sachsenlande und in Halle im Besonderen verbreitet waren. Wie aber Mar Sutra, ein babylonischer Hochschullehrer aus dem 5. Jahrhundert nach Halle kommt und dort begraben wird, ist nicht recht erklärlich.<ref>Neufeld 1915, S. 34</ref>
* Erste Urkundliche Erwähnung von Juden in Halle stammt aus dem Jahre 1184. „Erzbischof Wichmann von Magdeburg gründete das Kloster Seeburg und schenkte ihm jährlich 2 Mark, welche allerdings von den hallenser Juden zu zahlen wären“<ref>Dietzel, 1992, S. 12</ref>. Dazu bei Dreyhaupt: Um 1013 wohnten schon viele Juden in Halle und entrichteten dem Erzbischof ein Schutzgeld, „von welchem auch Wichmann der Probstey zu Seeburg zwey Mark jährlich verschrieben hat.“
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* Erste Urkundliche Erwähnung von Juden in Halle stammt aus dem Jahre 1184. „Erzbischof Wichmann von Magdeburg gründete das Kloster Seeburg und schenkte ihm jährlich 2 Mark, welche allerdings von den hallenser Juden zu zahlen wären“<ref>Dietzel, 1992, S. 12</ref>. Dazu bei Dreyhaupt: Um 1013 wohnten schon viele Juden in Halle und entrichteten dem Erzbischof ein Schutzgeld, „von welchem auch Wichmann der Probstey zu Seeburg zwey Mark jährlich verschrieben hat.“<ref>Vgl. Dreyhaupt I, S.22</ref>
<ref>Vgl. Dreyhaupt I, S.22</ref>
 
 
* „Grube<ref>Grube, Johannes Busch, Augustinerprobst zu Hildesheim, Freiburg i. B. 1881; zit. bei Neufeld 1915, S. 16</ref> vermutet eine Judenniederlassung schon zur Zeit der sorbischen Siedlungen. Da es an Beweisen hierfür mangelt und auch nicht zu ersehen ist, woher im 8. Jahrhundert Juden hätten kommen können, zumal zu dieser Zeit nirgends sonst in Thüringen oder Sachsen Juden weilen, muss diese Vermutung zurückgewiesen werden. Erst gegen Ende des 10. Jahrhunderts können Judensiedlungen in Halle angenommen werden.<ref>Neufeld, 1915, S. 16</ref>  
 
* „Grube<ref>Grube, Johannes Busch, Augustinerprobst zu Hildesheim, Freiburg i. B. 1881; zit. bei Neufeld 1915, S. 16</ref> vermutet eine Judenniederlassung schon zur Zeit der sorbischen Siedlungen. Da es an Beweisen hierfür mangelt und auch nicht zu ersehen ist, woher im 8. Jahrhundert Juden hätten kommen können, zumal zu dieser Zeit nirgends sonst in Thüringen oder Sachsen Juden weilen, muss diese Vermutung zurückgewiesen werden. Erst gegen Ende des 10. Jahrhunderts können Judensiedlungen in Halle angenommen werden.<ref>Neufeld, 1915, S. 16</ref>  
  

Version vom 11. Juli 2015, 17:11 Uhr

Seit wann Juden in Halle siedelten

  • Der Probst des Klosters zum Neuwerk schreibt, er habe „gewisse Dokumente in hebräischer Sprache gefunden, dass bereits vor Christi Geburt Juden allhier bewohnet hätten“ (die Angabe ist „ungewiss“ lt. Erläuterungen der güldenen Bulle Teil 1, S. 844 von Canzler von Ludwig)[1]
  • Besser belegt: im 10 Jh. Siedelten Juden in Magdeburg und auch in Halle: „als die Kaiser ,Ottones, das Erzstift gestiftet, haben sie ihm auch die in demselben wohnhaften Juden mit übergeben[2].
  • Erste Erwähnung von Juden in Halle durch den spanischen Juden Ibrahim ibn Jakub. Er erwähnt in seinem Reisebericht über die Slawenlande aus dem Jahre 965 jüdische Salzwerke am Fluss Salawa. Ein genauer Standort lässt sich aber nicht nachweisen[3].
  • Neuhaus führt eine sagenumwogene Überlieferung auf, wonach die Juden während der Kriege unter den Persern ca. 100 Jahre nach dem Auftreten des falschen Propheten Mohamed aus Persien geflohen und nach Russland, Aschkanas (=Deutschland) und ססבונניא gekommen seien zu den Juden, welche dort vorher lebten, und im Besonderen in die Stadt היילא, (nach anderer Lesart האל) wo Mar Sutra begraben liegt. Dort war Schulhaupt Binjamin ben Serach und 5 andere Männer. Unter ססבונניא könnte Slovonia, aber auch Saxonia gemeint sein, und letzteres ist wahrscheinlich unter Berücksichtigung der folgenden Stadtangabe. Denn welche Stadt könnte unter היילא gemeint sein, wenn nicht Halle?[4]
  • Aus alten Berichten geht hervor, dass Gerüchte über uralte Siedlungen im Sachsenlande und in Halle im Besonderen verbreitet waren. Wie aber Mar Sutra, ein babylonischer Hochschullehrer aus dem 5. Jahrhundert nach Halle kommt und dort begraben wird, ist nicht recht erklärlich.[5]
  • Erste Urkundliche Erwähnung von Juden in Halle stammt aus dem Jahre 1184. „Erzbischof Wichmann von Magdeburg gründete das Kloster Seeburg und schenkte ihm jährlich 2 Mark, welche allerdings von den hallenser Juden zu zahlen wären“[6]. Dazu bei Dreyhaupt: Um 1013 wohnten schon viele Juden in Halle und entrichteten dem Erzbischof ein Schutzgeld, „von welchem auch Wichmann der Probstey zu Seeburg zwey Mark jährlich verschrieben hat.“[7]
  • „Grube[8] vermutet eine Judenniederlassung schon zur Zeit der sorbischen Siedlungen. Da es an Beweisen hierfür mangelt und auch nicht zu ersehen ist, woher im 8. Jahrhundert Juden hätten kommen können, zumal zu dieser Zeit nirgends sonst in Thüringen oder Sachsen Juden weilen, muss diese Vermutung zurückgewiesen werden. Erst gegen Ende des 10. Jahrhunderts können Judensiedlungen in Halle angenommen werden.[9]



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  1. Dreyhaupt Bd. 2, S. 442
  2. Vgl. Dreyhaupt I, S.9
  3. Dietzel, 1992, S. 10
  4. Neufeld 1915, S. 33
  5. Neufeld 1915, S. 34
  6. Dietzel, 1992, S. 12
  7. Vgl. Dreyhaupt I, S.22
  8. Grube, Johannes Busch, Augustinerprobst zu Hildesheim, Freiburg i. B. 1881; zit. bei Neufeld 1915, S. 16
  9. Neufeld, 1915, S. 16